Nächstes Ziel
Er ist der Generalsekretär der Nato und heißt Mark Rutte. Er meint, der Russe kommt, denn „wir sind Russlands nächstes Ziel“. Und er beschreibt ein Weltkriegsszenario „wie es unsere Großeltern und Urgroßeltern erlebt haben“.
Wie war das bei den Großeltern und Urgroßeltern?
Beim Weltkrieg Nr. 1 hieß es, Deutschland sei bedroht und wir müssten unsere Heimat verteidigen. Beim Weltkrieg Nr. 2 ging es um „Lebensraum im Osten“ und beim Unternehmen Barbarossa um die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ und Unterwerfung sowie Dezimierung der slawischen Bevölkerung. Die Opfer und das Ergebnis sind bekannt.
Deutschland und die EU stecken ökonomisch in einer bedrohlichen Krise, die USA beschreiben in ihrer Sicherheitsstrategie Europa als ein Kontinent, der sich im wirtschaftlichen Niedergang befindet. Um davon abzulenken, meint unsere Regierung auf Rüstungskeynesianismus zur Krisenbewältigung setzen zu müssen. Eine atemberaubende Aufrüstung sowie die Militarisierung aller gesellschaftlichen Bereiche ist in Gang. Die Bundesregierung strebt wieder einmal Großmachtstatus an. Bundeskanzler Friedrich Merz möchte die „stärkste konventionelle Armee Europas“ haben.
Dabei hat jener Rutte erst kürzlich deutlich gemacht, dass die NATO Russland militärisch weit überlegen sei. Fragt sich, warum sollte der Russe ein überlegenes Militärbündnis angreifen? Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt doch eklatant die Schwächen des russischen Militärs. Dieses Militär soll in allen zentralen militärischen Bereichen um die Drei- bis Siebenfache überlegene NATO angreifen?
Am 22. Juni 2026 jährt sich zum 85. Mal der Kriegsbeginn Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion. Bis Kriegsende verloren auf sowjetischer Seite insgesamt bis zu 27 Millionen Menschen ihr Leben, davon knapp die Hälfte Soldaten. Auf deutscher Seite kamen im gesamten Zweiten Weltkrieg zwischen sechs und sieben Millionen Menschen um. Kann man da nicht verstehen, dass man in Russland Angst vor „dem Westen“ hat von wo sie stets angegriffen wurden?
Dazu kommt, dass das „Feindbild Russland“ es unmöglich macht, in globalen Fragen wie Klimaschutz mit dem größten Flächenland der Erde zu kooperieren. Mit dieser Politik wird sich die ökologische Katastrophe nicht aufhalten lassen.
Wehrpflicht und Aufrüstung. Verteufeln des Gegners. Der Krieg wird offen vorbereitet. Es spricht recht wenig dafür, dass wir nach einem Weltkrieg Nr. 3 noch existieren werden.
Erst einmal geht es sozial und demokratisch an unsere Rechte., denn die Milliarden für die Vernichtung müssen ja aufgetrieben werden und so wird man an der Daseinsvorsorge sparen und wieder wird es heißen: Kanonen statt Butter.
Was tun?
Da jetzt ja die Tage wieder heller werden, bleibt doch der Optimismus, ewig kann nicht Winter sein. Wir wollen mit langem Atem nicht nachlassen und für den Frieden werben, denn Kriegsangst und Bombenterror, Sozialabbau und Umbau der Wirtschaft auf Kriegsproduktion, dürfen keine Alternative sein.
Wir sind dazu verpflichtet. Lest mal den Artikel 26 im Grundgesetz.
