Russland
Eine Bildungsreise 2016
Mit der Peter-Imandt-Gesellschaft im Juli 2016 von Moskau, Krasnogorsk bis hinter den Ural nach Omsk, wir waren in der Taiga und bei Deutschen, in Kazan und Penza. Hier ein paar unsortierte Eindrücke von der Bildungsreise.
In Sibirien
Dieses Jahr im Sommer war ich in Sibirien. Tschüss Europa. Den Ural durchquert. Guten Morgen, Asien. Mit der Transsibirischen Eisenbahn fuhren wir tagelang durch schier unendliche Weiten. Stundenlang saß ich am Zugfenster. Die Gedanken verloren sich in der Weite der Taiga.
Dicht ist der Wald. Kiefern und Birken, Fichten und Tannen soweit das Auge reicht. Gleichförmige, endlose Weizenfelder, Birkenhaine. Moose, Sumpf. Blauer Horizont trifft im Unendlichen die Erde. Wo ist der Anfang, wo das Ende? Eine Weite, die einen besessen werden lässt. Der Zug rattert gleichmäßig. Krrdong, Grrrdong, Brrrdong und der Samowar blubbert beruhigend. Wir bewegen uns vom Westen Richtung aufgehende Sonne. Am aufgehenden Licht, daran orientiert man sich.
Und ich? Ist das die Entschleunigung, von der mein Freund Hans spricht? Flucht vor den Problemen. Ich bin dann mal weg. Weit weg. Vom Stress des Alltages. Vom Ärger über fehlendes Personal und katastrophale Arbeitsbedingungen.
Zug fahren und Tee trinken – welch eine Erholung. Die Probleme muten hier so klein an, so unbedeutend. Und dieser Zustand des Gleichklangs scheint kein Ende zu haben. Das rhythmische Rattern wirkt wie eine befreiende Hypnose. Krrdong, Grrrdong, Brrrdong.
Aber, unsere Erde ist keine Scheibe und irgendwann ist man wie- der da, wo man losgefahren ist. Davonfahren ist nicht. Auch die schönste Reise hat ein Ende.
Es ist zwar kein Sommer mehr, aber die Probleme sind noch da. War doch nichts mit der Unendlichkeit der Taiga. Weglaufen hilft nicht. Es ist wie mit dem Hasen und dem Igel. Sie holen uns ein, diese Probleme. Machen uns kaputt. Das Gesundheits- und Sozialsystem macht krank und ist asozial. Ist das nicht pervers?
Aber wir haben unseren Blick geschärft. Schaffen Strukturen, um Entlastung durchsetzen zu können. Veränderung braucht Zeit, Geduld und Ausdauer. Entlastung verkauft uns niemand am Fahrkartenschalter. Und die Regierenden verschenken sie auch nicht für eine Wählerstimme. Die Entlastung und Aufwertung holen wir uns nur mit unserer Gewerkschaft und mit Arbeitskämpfen. Und nicht ganz so entschleunigt, sondern mit mehr Dampf und Wucht.
Für mich liegt Berlin im Orient und auch die Charité. Orien- tieren wir uns daran. Es geht vorwärts mit Krrdong, Grrrdong, Brrrdong, mit Ausdauer, Zuversicht und einer Gemeinschaft, die alles bewegen kann, wenn sie nur will,
meint gut erholt euer